Indienreise Januar/Februar 2024 (Teil 2)

Die Indienreise geht weiter:
Den nächsten Morgen geht es mit dem Flugzeug weiter nach Bangalore.
Bangalore province.
Hier geht es um das Projekt foster home. Foster home heißt eigentlich auf Deutsch: Pflegeheim.
Ja Pflegeheime für Mädchen. Schwester Florence hat in den verschiedenen Bundesstaaten Häuser aufgebaut in welchen Mädchen mit und ohne Eltern beherbergt werden. Die Anzahl der Betten in den jeweiligen Häusern ist immer durch 8 teilbar. Fragen Sie mich nicht warum. Wahrscheinlich weil wir hier nur sehr kleine Schlafzimmer haben und es nur Stockbetten gibt. Also auf 12 qm kommen 8 Mädchen.
Hier wohnen die Ärmsten der Armen. Von ihren Eltern ausgesetzte oder weggegebene Mädchen. Natürlich wegen der Armut der Eltern. Oder Halb- und Vollwaisen. Keines dieser Mädchen hätte ohne die foster homes nur die geringste Chance zu überleben bzw. überhaupt eine Ausbildung zu erhalten.

Nun denn, ich muss wegen meines Gesundheitszustandes tatsächlich einen Tag pausieren. Was wir jedoch teuer büßen müssen. Denn wir lassen kein Haus aus und ziehen das komplette Programm eben noch enger durch.

Wir können nicht hinten dranhängen, da unser Flug nach Goa für den 11.2. nach Goa in die dritte Woche gebucht ist.
Nach meiner Pause geht es am Dienstag weiter. Wir fahren die ganzen langen und weiten Strecken mit dem Geländewagen. Jeden Morgen um 3 Uhr aufstehen und keinen Abend vor 22 Uhr ins Bett.
Ich verrate es Ihnen schon jetzt: Wir kommen gerädert in Goa an.

Auch in Bangalore wird natürlich wieder zuerst Geld ausbezahlt und Papiere erledigt.
In Horstkotte ist heute für die Kinder Feiertag. Sie haben ihre schönen Kleider angezogen bekommen und die Fatima Schwestern haben Käse Sandwich für sie vorbereitet. Von uns bekommt jedes Kind, wie schon im letzten Jahr, natürlich ein Überraschungsei. Die Kinder haben uns sofort wieder erkannt, und es wurde ganz viel gekuschelt und geknuddelt. Überglücklich können wir den Paten erzählen, dass es den Mädchen sehr gut geht und sie sich freuen, dass sie die Schule besuchen dürfen.
Wir fahren dann endlich Dienstag um 4 los. Wir benötigen für 160 km fast 9 Stunden in das erste Boardinghouse in Antra Pradesh in Huska. Wir sind mal wieder durch den tiefen Dschungel gefahren. Hier haben wir vor neun Monaten 16 Mädchen aufgenommen. Alle Eltern sind ruck pickers, das sind Müllsammler. D.h. die Eltern sammeln auf der Straße den Plastikmüll ein und bringen ihn zu einer Sammelstelle. Am Tag verdienen Sie circa einen Euro. Die Eltern wohnen der Straße entlang oder auf Feldern unter provisorischen Hütten aus Holz und Plastikplanen.
Wir haben wieder Überraschungseier auf dem Weg gekauft. In Indien kostet ein Überraschungsei 0,60 €. Keines unserer Mädchen hatte je zuvor ein solches Ei gegessen.
Hier möchte ich einmal für die Freunde des Indischen Regenbogens, welche unsere Bilder immer wieder anschauen, erklären, dass, wenn die Mädchen so hübsche Kleider tragen, es wirklich etwas Besonderes ist. Meistens spendet ein Priester, eine bestimmte Summe und die Schwestern kaufen davon Kleider und Schmuck für die Kinder für ganz besondere Tage. So konnten die Schwestern hier z.B. für die Spende von 2.000 Indischen Rupien -das sind 22 € -den 16 Mädchen schöne Kleider und den zugehörenden Schmuck kaufen. Die Mädchen fühlen sich in den Kleidern wie kleine Maharanis.
Wir fahren stundenlang weiter durch den Dschungel. Zwischendurch müssen unsere Fahrer Pause machen und wir trinken Tee, über welchen wir am besten nicht nachdenken. Das Wasser ist schon ohne den Zusatz von Teepulver dunkelbraun. Es lebe unsere Cholera-Impfung.
Erinnern Sie sich noch an die junge Frau vom letzten Jahr, deren Kinder und Mann vom Nachbarn mit der Machete getötet wurden? Ihr selbst hat er den Arm abgehackt. Der IR hatte die Operation und Prothese bezahlt. Im Januar verstarb sie an Tuberkulose. Ich denke sie wollte zu ihrer Familie.
Wir fahren weiter in das nächste Haus und dürfen feststellen, dass die Straßen tatsächlich etwas breiter werden. Die Schwestern erklären uns, dass hier einfach Häuser, ohne die Bewohner zu fragen, abgerissen wurden, damit die Straße hier gebaut werden kann. Das kann man sich als Europäer so gar nicht vorstellen, wenn ich überlege, wie lange es bei uns erst einmal für eine Genehmigung braucht.
Wir kommen in Warangel an. Alles ist trocken und wir haben 37 Grad. Wenn es jetzt zu regnen beginnt, steht hier alles unter Wasser und keiner kann mehr das Haus verlassen. Auch der Garten wird unter Wasser stehen und somit ist das Obst und Gemüse größtenteils kaputt. Und der Regen kommt in den nächsten Tagen.
Hier haben wir auch wieder 16 Mädchen. Bisher alle ohne Paten. Alle sind glücklich ein Zuhause gefunden zu haben. Ich übergebe das Geld für die Schuluniformen.
Wieder wird geknuddelt. Ist mir egal ob die Mädchen schmutzig und „verrotzt“ sind. Sie haben es verdient endlich einmal Liebe zu empfangen.

Wieder sind wir nach vielen Stunden im nächsten Haus. Auch hier wurde wieder Dschungel gerodet und ein kleines Krankenhaus, Kirche und Schule von katholischen Ordensbrüdern gebaut. Es ist schön zu sehen wie Ordensbrüder mit Ordensschwestern zusammenarbeiten. Ich bin erschöpft. 40 Grad, 90 % Luftfeuchtigkeit. Wir stehen durchgehend im eigenen Wasser. Aber unsere Kinder, alles Halbwaisen, sind glücklich. Und das ist die Hauptsache.
Wie glücklich kann man sein obwohl man arm ist. Ein neunjähriges Mädchen verlor bei einem Unfall seinen Vater. Ihre Mutti überlebte und ist seither behindert. Anusha darf nun an 2 Abenden zu ihrer Mutti heim, um den Haushalt zu erledigen und zu kochen. Sie ist 9!!. Ich hoffe sie wird die Schule bei uns beenden. Den Fatima Schwestern gebe ich mit auf den Weg, dass ich versuchen werde einen Spender zu finden, um die Mutter finanziell unterstützen zu können.

Die letzten beiden Boardinghäuser -mit jeweils 16 Kindern- sind neu im Programm des Indischen Regenbogen. Ich hoffe diese 32 Kinder von den Einnahmen der Benefizkonzerte finanzieren zu können.

Hier, in Hunamakonda, haben wir auch den Grundstein für 1 weiteres Haus für 16 Mädchen gelegt. Das Grundstück gehört den Don Bosco Brüdern. Hier arbeitet man Hand in Hand. Es sollen einfach zwei Schlafzimmer (für jeweils 8 Mädchen= 4 Stockbetten), drei Wasserkabinen, drei Toiletten, ein Esszimmer und ein Lernzimmer entstehen.
Eine Dusche ist 1×1 m groß und auch eine Toilette hat die gleichen Maße. Wasserhähne und Leitungen liegen alle auf Putz. Geduscht wird hier weiterhin nicht unter einem Duschkopf, sondern mit dem Wasser aus dem Eimer. Wir machen das jetzt schon so in der dritten Woche. Das Wasser ist meist kalt aber genau das ist ein foster home. Gekocht wird weiterhin im Freien. Das ist günstiger als Gas, da man das Holz überall in den Wäldern selbst sammeln kann.
Kühe und Hühner haben wir hier schon. Obst und Gemüse gibt es genug, so dass wir hier Selbstversorger sein werden.

Bei unserer 10-stündigen Nachtfahrt geht es weiter in den Bundesstatt Karnataka.
Devanakonda. Wir haben ein Problem.
Wir haben ein Haus, mal wieder -zur Abwechslung- mitten im Dschungel.
In diesem Haus hätten wir Platz für 48 Kinder. Das Problem wird sein, dass wir keine weiteren neuen Paten haben und somit kein Geld, um diese Kinder aufnehmen zu können. Da die Schwestern ja Missionarinnen sind, waren sie auch schon fleißig und gingen von Hütte zur Hütte, um die Eltern zu fragen, wer sein Kind bringen möchte.
Würden die Mädchen dieser Village People nicht zu den Fatima Schwestern gebracht werden, könnten sie nie eine Schule besuchen. Die villages sind viel zu weit weg von den staatlichen Schulen. Es fahren keine Busse, keine Rikschas und ein Auto besitzt eh niemand.
Eine gute Freundin bot mir in der Zwischenzeit an, gemeinsam Spender zu suchen.
Ich bin jedoch für jeden Tipp von Ihnen dankbar.

Mit jeder größeren Spende könnte ich wenigstens mit einem Fixbetrag anfangen statt mit Patenschaften.

Es steht die Übergabe des Erlöses des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums in Durmersheim an. Vielleicht verwende ich das Spendengeld hierfür.

Oder vielleicht auf für unser nächstes Haus? In Hosapete?
Hier haben wir 13 Mädchen aus Manipur. Sie haben sicherlich in der Zeitung oder im TV über die Unruhen in Manipur (liegt im Nordosten Indiens an der Grenze zu Myanmar (Burma)) gehört. Seit Mai 2023 nehmen die Unruhen hier kein Ende. Die katholischen Mädchen und Frauen werden vergewaltigt und getötet. Die Familien enteignet von dem was sie eh schon nicht haben und vertrieben.
PM Modi schaut weg. Den Teil Indiens scheint er nicht zu kennen.
Die Fatima Schwestern arbeiten mit einer weiteren NGO zusammen, welche die Kinder und deren Familien aus Manipur über einen Priester rausholen. Die Kinder kommen in Boardinghäuser, um zur Schule gehen zu können. Die Eltern arbeiten irgendwo in der Nähe als daily worker(Taglohnarbeiter). Meine Schwestern konnten hier 13 Mädchen im letzten Herbst aufnehmen. Im Juni kommen drei weitere Mädchen und dann ist auch dieses Haus voll.

Und nun besuchen wir ein Haus, welches wir letztes Jahr schon besucht haben.
Little Flower. Es hat seinen Namen zurecht. Die Mädchen sehen wirklich alle aus wie kleine Blumen. Sie sind überglücklich, dass wir wiedergekommen sind. Letztes Jahr haben wir Schränke gekauft, um dass die Ratten nicht weiterhin ihre Kleider und Schulmaterial anfressen. In diesem Jahr kaufen wir eine Filteranlage für das Wasser. Wir bekamen nämlich gekauftes Wasser und die armen Kinder das Wasser, in welchem an tatsächlich die Bakterien schwimmen sah. Die Schwestern und Kinder haben sich so sehr gefreut, dass sie unsere Hände mit Henna bemalten; und stolz ließen wir dies auch zu.

Völlig übermüdet, fuhren wir 10 Stunden durch die Nacht zurück in unser Haupthaus nach Hospet. Unser Geländewagen ist bis unters Dach mit Obst und Gemüse bepackt. Es war Missionsarbeit. Wir sammeln an einer Stelle Obst und Gemüse ein ein und geben es an Häuser ohne diesen ertrag weiter und somit ist unser Fahrzeug voll, um nun in Hospet  zu verteilen. Wir haben genau 2 Stunden für umpacken unserer Rucksäcke Zeit, denn wir fliegen am nächsten Morgen nach Goa weiter.

Erst einmal drei Tage Hotel. Wir freuen uns einmal warm duschen zu können, warmes Essen und kalte Getränke sind ein neues Glücksgefühl und wir  genießen die drei Tage in der Zivilisation. Es geht weiter in Altenheime. Denn auch diese werden von uns unterstützt.

Der letzte Tag zeigt uns noch einmal die wahre Grausamkeit. Diese Bilder möchte ich niemandem zeigen. Ich wurde gefragt ob wir ein weiteres Haus für 6 misshandelte Frauen unterstützen könnten. Eigentlich machte mich die Zahl 6 stutzig. Denn eigentlich haben wir in unseren Frauenhäusern immer 20 Frauen. Diese werden dann 2 Jahre zu Näherinnen ausgebildet, lernen Lesen und Schreiben und Haushalt führen. Wenn die 2 Jahre vorbei sind, bekommen sie vom IR ein Zertifikat und eine Nähmaschine. Sie können sich dann tatsächlich selbst versorgen.

Diesmal kam es anders. Ich sah 6 verbrannte und zerstückelte Frauen. Mit Benzin überschüttet. Dagegen ist der Tiger harmlos.  Alle psychisch und physisch krank. Total entstellt. Schmerzgeplagt. Unsere Schwester Edith nimmt sich Tag und Nacht diesen jungen Frauen an. Es ist mir egal wie ich zu dem Geld komme. Ich werde meine ganze Kraft geben, um hier zu helfen. Hier geht es nur darum, dass diese Frauen sich sicher fühlen. Sie müssen nichts lernen.

Der letzte Tag ist angebrochen. Wir müssen von Goa nach Mumbai fliegen und von Mumbai aus geht es dann zurück nach Frankfurt. Wir sind im letzten Altersheim und die größte Sorge unserer Omis ist die Frage: warum seid ihr denn bei dieser Hitze zu uns gekommen? Corona hat viele unserer Omis getötet.
Wir nehmen eine letzte Dusche aus dem Eimer ziehen frische und für daheim warme Kleider an und fahren 3 Stunden an den Flughafen in Goa Mopa. Tatsächlich verpassen wir beinahe unseren Flieger nach Frankfurt, obwohl wir 4 Stunden Wartezeit einplanten. Der Flieger Goa-Mumbai hatte Verspätung. Und bis wir in Mumbai durchgecheckt wurden, Visa überprüft und alles deklariert hatten, war es wirklich knapp.
Mit fünf Kilo Cashew, Medizin, von welcher wir auch mal wieder Gebrauch machen mussten und 4,5 Kilo Papier, welches aufgearbeitet werden muss, verlassen wir Indien. In unseren Rucksäcken wird es noch lange nach den Gewürzen und Abenteuern der letzten drei Wochen duften.

Trotz den vielen traurigen Bildern und Momenten war unsere Reise wunderschön. Manchmal hatten wir auch Heimweh zu unserer ganz anderen Welt und Kultur. Ich möchte mich bei allen Freunden des Indischen Regenbogens bedanken, denn ohne ihre Unterstützung könnten wir überhaupt nichts in Indien vollbringen.

Namaste

auch im Namen meines Mannes -dem ich sehr dankbar bin, dass er mich auf diesem Weg begleitet-

Ihre / Eure
alexandra nowack

Alle Kinder haben eine Chance verdient

Sie können helfen. Mit einer Spende oder mit einer Patenschaft von jährlich 150 €

Kontakt:
Alexandra Nowack
1.Vorsitzende
Fon 01788111957
alex.nowack@web.de

IBAN: DE 70 300 60 60 1 000 41 03 065
BIC:    DAAEDEDDXXX

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