Reisebericht Februar 2023

2.Februar 2022

Um 8.20 Uhr landen wir in Delhi. Schon gleich beim Verlassen des Flugzeuges merken wir, dass sich einiges in Indien verändert hat.

Mit unserem E-Visa, welches 5 Jahre Gültigkeit hat, werden wir gleich an einen separaten Schalter gelotst und sind auch schon nach 20 Minuten aus dem International Airport ausgecheckt. Bisher dauerte dies Stunden.

Wir müssen vom International Airport auf den National Airport wechseln, da wir im Land weiterfliegen. Die netten Mitarbeiter sagen uns, dass es zu Fuß nur 5 Minuten dauert und da wir 10 Stunden saßen, gehen wir gerne mit unseren schweren Rucksäcken  zu Fuß. Hast du gedacht: 5 indische Minuten sind 30 deutsche Minuten. Egal, es ist einfach schön in Indien zu sein und eine ganz andere Welt zu erleben. Alle Leute lachen, es riecht nach allen Gewürzen dieser Welt. Überall sind Stände an welchen man nur indische „Delikatessen“ kaufen kann.

Wir treffen uns mit unserem indischen „Pflegesohn“ Allister. Er wird uns die nächsten Tage begleiten.

Wir kümmern uns seit 10 Jahren um Allister. Wir waren dabei als sein Papa jämmerlich auf den nackten Boden starb. Seitdem ist er wie unser Sohn. Wir ermöglichtem diesem Jungen aus den Slums eine Schuldausbildung und nun ein Studium. Für ihn sind wir seine Mom und Dad.

Nach drei Stunden geht unser Flug weiter nach Guwahati. Northeast Indien.

Entlang am Himalaya. Und als wir um 5 Uhr landen warten auch schon die Fatima Schwestern (FS), um uns zu empfangen. Rucksäcke in den Geländewagen und ab in die Pampa auf holprigen Wegen. Um 1 Uhr nachts gibt es endlich ein Bett. Es ist eiskalt . Draußen hat es 2 Grad Celsius und schließlich haben die Inder keine Heizung. Also legen wir uns in unseren Daunenjacken ins Bett. Das bleibt übrigens die kommenden 10 Tage auch so.

Um 4 Uhr heißt es wieder aufstehen.

Aber wir werden auf der Stelle mit wilden Elefanten, Rhinozerossen, Dears und Affen belohnt. Wer hat das schon kostenlos und ohne Zaun und ohne sich Nationalpark zu nennen. Der Tiger kommt uns nicht besuchen. Nur seine Spuren auf den staubigen Wegen sehen wir.

Unsere Erste Fahrt führt uns nach Shillong. Ein Ort bzw. eine Fahrt, welche Meike, Alister und ich wohl nie mehr in unserem Leben vergessen werden.

5 Stunden staubige Serpentinen. Auch hier treffen wir alle Tiere Indiens direkt auf unseren Straßen.

In Shillong haben wir ein Haus mit kleinen Kindern, alle im Kindergartenalter. Das Haus der FS ist alt und heruntergekommen. Eine Toilette gibt es nicht. Wir fühlen und trotzdem wohl.

Phullmann, unser Fahrer seit vielen Jahren, wird gleich einmal als Hausmeister engagiert und fängt mit den Hausreparaturen an. Die Wasserleitung in der „Küche“ ist kaputt. Fließendes Wasser hörte mit Corona auf. Wir öffnen alle Rohre, aber es tut sich nichts. Ich kann es nicht mit ansehen, dass die Kinder sich alles Krankheiten holen, weil sie mit Schmutzwasser versorgt werden. Ich gebe IRS 20.000/- (300 €) für einen neuen Wassergenerator. Und noch IRS 10.000/- für eine Kochstelle. Strom gibt es hier zum Glück. Aber mit Strom konnte nicht gekocht werden, da die alte Kochstelle kaputt war und die Schwestern regelmäßig einen Stromschlag bekamen. So kochten sie lieber über dem offenen Feuer. Und das mit Kleinkindern. Dass da nicht eher etwas passiert ist, liegt wohl an der Magie Indien.

Wir laufen in den Ort. Überall unterernährte Familien mit Kindern. Wir gehen auf den Markt, kaufen Reis, Obst und Gemüse und verteilen es an die Familien.

Wir verstehen die Sprache nicht aber diese glücklichen Augen bedanken sich für alles.

Weiter geht es nach Nonspong. Diesmal sind wir schlau und kaufen schon auf dem Weg Obst und Gemüse, um es in den Villages zu verteilen.

Schwester Catrin freut sich uns nach so vielen Jahren wieder zu sehen. Sie wohnt wohl im kältesten Teil von Northeast. Ihr Haus ist umgeben von 2 Flüssen und es ist Sommers und Winters auf über 2500 m Höhe immer kalt.

Sie bewirtschaftet ihr Gelände selbst mit Obst und Gemüse, Enten, 2 Schweinen und Hühnern. Mit diesen spricht sie auch. Hier haben wir 8 Boarding-Kinder.

Das Haus hat eine eigene Dispensary (Krankenstation). Leider kommen nur wenig Patienten, da der Doktor in der Nähe wohnt und somit seine eigenen Medikamente verkauft. Somit hat Schwester Catrin hiermit keine Einnahme. Da der IR die Krankenstation bisher finanzierte, schließe ich diese kurzfristig. Ich lass Phullmann alle Medikamente einpacken, um sie dann mit in die Krankenstation in Barato mitzunehmen. Wir haben nun ein neues freies Zimmer, wenn man das überhaupt so nennen darf, und können mindestens 4-6 weitere Kinder aufnehmen. Denn was wir im Ort antreffen, nimmt einem die Luft zum Atmen.

300 Familien leben in Holzhütten mitten im Dreck und ohne Toiletten.  Keine Familie hat unter 6 Kindern. Verhüten kommt nicht in Frage. Gott möchte das so. Das sehen sogar unsere katholischen Fatima Schwestern nicht so. Wir erklären den Frauen, dass wenn sie so viele Kinder bekommen, sie bei einer Schwangerschaft sterben werden und die Kinder dann keine Mutti mehr haben. Alles egal. Die Frauen erleiden fürchterliche Ängste vor ihren Männern.

Die Männer haben keine Arbeit und trinken den ganzen Tag  unsauberen Alkohol. Kommen dann heim und schlagen und vergewaltigen ihre Frauen vor den Kindern. Und wieder schwanger.

Die Mütter würden uns ihre Kinder in die Hände geben. Aber die Kinder rennen zurück zu ihrer Mutti, da sie Angst haben, wenn sie nicht bei ihnen sind, dass die Väter die Mütter unter Alkohol totschlagen. Das nennt sich Kindheit. Vierjährige stehen auf dem Feld und hüten Ziegen statt in die Schule zu gehen.

Ich komme zu einer 27-jährigen Frau. 11 Kinder daheim. In der Hütte brennt das offene Feuer. Die Frau geht in der Nacht Abfall sammeln, um ihn zu verkaufen. Der Mann säuft irgendwo. Sie bekommt von uns umgerechnet 100 € und wir erklären ihr, dass sie keinesfalls das Geld ihrem Mann zeigen darf. Sr. Catrin nimmt das Geld und verspricht ihr, dass sie immer von dem Geld bekommt, wenn sie Nahrungsmittel für die Kinder kaufen wird. So machen wir das tatsächlich öfters und es klappt.

Die Familie isst seit Monaten nur Reis. Prompt kommt die Mutti eine Stunde später und bringt uns zum Dank von ihrem Reis.

Da teilen Menschen die nichts haben und ich habe Probleme in Deutschland von Reichen etwas Geld für diese armen Menschen zu bekommen.

Es geht weiter nach Markasa.

Wir schlafen seit Tagen bei 4-8 Grad Celsius in feuchten Hütten. Liegen mit unseren Daunenjacken in unseren Schlafsäcken. Und wir sind froh, dass wir hier sein können.

Die Stromkabel liegen lose rum und daneben tropft das Wasser. Man wundert sich wie wenig hier passiert.

Unsere Boarding-Kinder freuen sich über unseren Kurzbesuch. Wir brauchten 8 Stunden für die 130 km, um zu Ihnen zu kommen. Wieder eine Nacht im Schlafsack mit Daunenjacke und ab geht es nach Barato.

Hier geben wir die in Nonspong eingesammelten Medikamente für die Krankenstation ab.

Diese Krankenstation wurde von 5 Jahren vom IR finanziert.

Ich weiß noch wie gestern, wie mein Mann und ich ins Dorf liefen, um die Männer zu fragen ob sie uns eine Krankenstation bauen, wenn wir ihnen das Geld für das Material geben. Und sie taten es. Und sie reparierten auch das Dach durch welches in der Nacht die Schlangen zu unseren Kindern schlichen.

Die Dorfbewohner und Kinder erinnern sich und freuen sich mit uns.

Aber auch hier tobt das Unheil. Zwei Zwölfjährige sind vom gleichen Jungen schwanger. Er hat gleich zwei Mädchen in einer Nacht vergewaltigt. Niemand tut etwas, jeder schaut zu. Aus Angst. Wem es nicht passt, der wird beseitigt. Dazu kommen wir später noch.

Unsere Schwestern laufen jeden Tag 4 km hin und 4 km zurück, um an Wasser zu kommen.

Nein es hilft nicht ein Moped, wie in anderen Häusern, zu kaufen. Denn es geht bergauf und bergab über schlechtes Gelände. Mit diesem schmutzigen Wasser wird gewaschen, getrunken und gekocht. Alle Keime dieser Welt.

Und wieder ziehen wir los. Der vorhandene Brunnen ist nicht tief genug gegraben. Es muss tiefer gegraben werden. Es wird zwischen 2-3000 € kosten. Ein Dach muss auch drüber damit unsere Kinder nicht reinfallen und ertrinken.

Sobald ich ein konkretes Angebot habe, werde ich die Arbeiten in Auftrag geben und das Geld nach Indien überweisen.

Wir ziehen weiter nach Rangia Hier wird es langsam wärmer und zivilisierter.

Wir kommen in unser geliebtes Fatima Baalika Dayadham Haus. Vom Indischen Regenbogen für 36 körperlich und geistig behinderte Kinder gebaute Haus der Liebe.

Hier ist heute ein Festtag.

14 Frauen haben nach 2 Jahren ihre Ausbildung im Grihini Center abgeschlossen. Es ist besonders schön, dass wir gerade jetzt da sind, da der IR diese Ausbildung  finanziert hat und auch jede dieser Frauen vom IR zum Abschluss eine Nähmaschine bekommt.

Grihini Center Ausbildung: Dauer: 24 Monate. Für ausgestoßene Mädchen und junge Frauen, um zu lernen wie man einen Haushalt führt. Lesen und Schreiben lernen und etwas Englisch sprechen. Vom IR ins Leben gerufen.

Wir besuchen Sr. Piji in Baganpara für einen Tag. Unsere kleine Farm mit Krankenstation.

48 Kinder werden hier von uns versorgt. Die Schweinepest hat unsere Schweine getötet, welche für viel Geld nach Nepal verkauft werden sollten. Ich kaufe gleich 2 neue.

Und für die Kinder 15 neue Matratzen.

In der Nacht ein weiteres tierisches Unglück. Meine Meike und Allister sind total traurig und wenn es nicht so traurig wäre, hätte ich nur gelacht.

Die vor Jahren gekaufte Ziege Lilly wurde 2 Wochen vor unserer Ankunft geraubt. Damit keine weitere Ziege geraubt wird, werden die Ziegen und Kühe fortan nachts in den Stall eingesperrt. Was man hätte jedoch machen sollen, wäre den Kühen und den Ziegen die Stricke von den Hälsen nehmen. Denn genau in dieser Nacht vor unserer Abreise erdrosselte die Kuh die Ziege, welche leider ein 10 Tage altes Zicklein hatte.

Da die tote Ziegenmutter nicht krank war, „sondern nur erdrosselt wurde“, wurde sie umgehend geschlachtet und in kleinen Portionen an die Dorfbewohner verteilt. Diese genossen natürlich das seltene Fleisch.

Da heulte das Ziegenbaby fürchterlich. Keine andere Ziegenmutter nahm sie an, um sie zu stillen. So besorgten 2 hellheutige Frauen eine Babyflasche, um den Versuch zu starten das Baby so groß zu ziehen.

Als wir schon weitergezogen waren, erfuhren wir von Schwester Veronika, dass doch noch eine Ziegenmutter das Baby annahm.

In Rangia eröffnen wir ein weiteres Grihini Center und hierfür haben wir gleich 10 Nähmaschinen gekauft.

Auch wird Sr. Veronika die Aufklärungsarbeit in den Dörfern übernehmen damit die jungen Mädchen nicht weiterhin viel zu früh schwanger werden. Auch hierfür wurde schon Geld, während wir noch in Indien waren, überwiesen.

Des weiteren haben wir für 15 Kinder neue Matratzen gekauft. Denn die Kinder lagen bisher auf dem blanken Boden.

Wir flogen, mit einem eintägigen privaten Abstecher über Varanasi, weiter nach Mumbai.

Wieder mehr als ein halber Tag geflogen. Von Varansi nach Delhi und von Delhi nach Mumbai.

In Mumbai verlässt uns auch Allister. Er hatte nur 10 Tage von der Uni frei bekommen, um mit uns zu reisen.

Er und Meike werden sich in Zukunft mit mir um den IR kümmern. Wir versorgen mittlerweile fast 800 Kinder. Für eine Person zu viel. Und ein Ansprechpartner in Indien ist auch sehr gut.

Hier kamen wir in Andheri um 14 Uhr an. Andheri ist das Haupthaus der FS in Maharashtra.

Auch hier haben wir 18 Borarding-Kinder und mehrere Seniorschwestern die hier ihren Rest des Lebens verbringen. Sie werden von den jungen Schwestern liebevoll versorgt.

Wir begrüßen alle unsere bekannten Schwestern und schon um 16 Uhr geht es mit dem Geländewagen wieder weiter. Kurz wird von den großen in kleine Rucksäcke umgepackt. Aus Platzmangel können wir nur das Wichtigste mitnehmen .

Es muss unbedingt noch erwähnt werden, dass wir mehr als 15 kg Süßigkeiten aus Deutschland mitgebracht haben. Gummibärchen und Schokolade lässt das Herz, sowohl der Kinder, als auch der Schwestern, höherschlagen. Und auch überall lassen wir Bargeld zurück damit die Schwestern mit den Kindern ein Picknick veranstalten können.

Zuerst geht unsere Fahrt nach Malvan. Es ist schon nach 22 Uhr und dennoch warten 24 Kinder mit Schwester Anita auf uns. Jahre haben sie auf ihre deutsche Mama gewartet. Am nächsten Morgen werden wir von ihnen mit indischen Tänzen und Gedichten verwöhnt und traurige Kinderaugen schauen uns hinterher als wir wieder gehen.

Denn in Nashik warten die nächsten 36 Waisen und Halbwaisen. Nashik direkt am Meer. Und dennoch gehen diese Kinder nie ans Meer und dennoch kann keines dieser Mädchen schwimmen. Auch hier werden wir wieder von den Kindern verwöhnt.

Wir bereiten mit ihnen essen vor und es ist für sie die größte Freude, dass wir Ihnen den Reis und das Curry auf die Teller schöpfen und nicht sie uns. Wir essen mit den Fingern aus Blechnäpfen und sitzen zusammen mit ihnen auf dem Boden.

Wir kaufen eine Nähmaschine für die Schwestern in Nashik damit diese in Zukunft die Kleider für die Kinder größtenteils selbst nähen können. Damit die Kinder aber erst einmal versorgt werden können, lassen wir an die 150 € für Kleider da.

Wir müssen weiter nach Kopergaon. Schwester  Mary und die Mädchen warten sehnsüchtig auf uns und wissen schon seit Tagen, dass wir nicht viel Zeit für sie haben. Die Zeit rennt uns davon. Mary ist eine ganz lustige Schwester. Sie lacht und singt laut. Die Mädchen fühlen sich wohl. Sie lernt ihnen nicht nur den Garten zu pflegen und Gemüse für den Eigennutzen an zu bauen sondern auch sämtliche Tiere zu halten und zu pflegen. Hunde, Hasen, Ziegen und Kuh fühlen sich bei Mary und den Mädchen wohl.

Und schon geht es ab nach Kannnad. Hier haben wir zwar nur 6 Mädchen aber hier gibt es auch 60 Jungs von Fischerfamilien.

Die alten Hasen von Ihnen wissen noch, dass wir hier, mitten im Teakwald, vor 12 Jahren WC-Anlagen im Haus finanziert haben damit die Jungs in der Nacht nicht raus müssen, um ihre Geschäfte zu erledigen. Dies war dringendst notwendig, da jedes Jahr zwischen 3-5 Jungs in der Nacht von den Tigern getötet wurden. Viele Jungs sind noch da und freuen sich besonders dass wir bei ihnen übernachten.

Auch haben wir hier eine junge Frau an der Dialyse und wir geben Geld für einen Rollstuhl dazu.

10 Stunden fahren wir am nächsten Tag zurück nach Andheri. Es ist heiß, Klimaanlage im Auto gibt es nicht, und der Staub kommt durch alles Ritzen. Wir müssen zwar nicht selbst fahren, sind aber total erschöpft als wir endlich ankommen.

Wieder werden Rucksäcke umgepackt, den am nächsten Morgen fliegen wir nach Sawantwadi. Fast 50 Mädchen werden hier von uns versorgt. Mitten im tiefen Wald fehlt es auch hier an allem. Auch hier geben wir Geld für ein Picknick und natürlich für Kleider.

Die Schwestern sind so froh, wenn sie damit versorgt werden.

Nach einer Nacht verlassen wir die kleinen „Rotznasen“ wieder, den es ist der 15.2.23 und ,außer das Meike Geburtstag hat, müssen wir nach Pune fliegen.

Das Generalate house der FS. Hier muss der ganze Schriftwechsel erledigt werden. Nicht nur in Deutschland habe ich die Pflicht der Steuererklärung. Nein auch in Indien.

Es muss sorgfältig aufgelistet werden wieviel Rupien für was wir ausgegeben haben. Und wieviel wir für was im Laufe eines Jahres überwiesen haben.

Am 16. Februar wird Meikes Geburtstag mit den Kindern bei Sr. Lydia in St. Anthonys Boardinghouse gefeiert. Die Schwestern haben ihr einen Saree genäht. Wunderschön sieht sie aus. Am Abend packt Meike, welche schon leicht grippig angeschlagen ist, ihren Rucksack.

Denn am 17.2. landet mein Mann in Pune und Meike fliegt heim.

Dann morgens um 4 Uhr die schlechte Nachricht. Meikes Flug ist gecancelt, das -wegen des Streiks auf dem Frankfurter Flughafen- Air India nicht landen darf. Aber Meike darf nicht n Pune bleiben. Sie muss morgens um 5 Uhr nach Delhi in die Zentrale der Air India fliegen. Nur von da kann man ihr sagen wann sie wohin geflogen wird.

Da man nach Indien nur mit Visa einreisen darf, darf man natürlich auch nur in das Land ausreisen aus welchem man kam. Meike hat Fieber, Husten und Halsschmerzen. Mir als Mutter blutet das Herz, da ich nicht weiß wo mein Kind den Abend verbringen wird. Ich weiß doof, denn sonst bereist sie die ganze Welt ohne mich. Ist aber so. Air India könnte sie erst 6 Tage später heimfliegen. Was soll sie so lange in Indien. Ihr Urlaub ist zu Ende und krank ist sie auch. Saudi Arabia nimmt sie schließlich mit. Sie hat zwar 10 Stunden Zwischenstopp in Riad aber gut.

Christian kommt um 17 Uhr an und kann etwas verschnaufen bevor es am nächsten Morgen um 5 Uhr mit dem Flugzeug nach Bangalore geht. Ab zu den foster homes.

Fast ein Jahr haben wir und auch die Schwestern darauf gewartet, dass wir endlich diese 98 Kinder aus den ärmlichsten Teilen Indiens, mitten im Urwald, besuchen.

Wir werden mit voller Absicht am Tag reisen, da tagsüber die Gefahr nicht so groß ist wilden Tieren zu begegnen. Denn diese gibt es hier tatsächlich zur Genüge. Tiger, Leoparden, wilde Elefanten, Bären, Giftschlangen und in den Gewässern sogar Krokodile.

Erst vor ein paar Wochen hat ein Elefant eine unserer Fatima Schwestern vom Moped gestoßen. Wäre nicht ein Auto gekommen, hätte er sie wohl totgetrampelt.

Erster Halt in Bangalore. Die ersten 24 Kinder. In den foster homes sind die Zahl der Kinder immer durch 8 teilbar. Das ist deshalb, da in einem Raum immer 4 Doppelhochbetten stehen.

Am nächsten Morgen: Start 4 Uhr nach Joida mit 16 Kindern.

In den foster homes leben ausschließlich Halb- und Vollwaisen. Die Kinder sind alle !!! von der Polizei in die Häuser der FS gebracht worden. Diese Kinder sind nicht nur aus armen Familienverhältnissen. Schlimmer. Alle misshandelt, vergewaltigt, verstoßen und halb verhungert. Alle bis zu dem Zeitpunkt der Aufnahme in einem foster home: nie zur Schule gegangen.

In Joida geben wir 300 € für Kleider an die Schwestern. Die Kinder kaufen in Lumpen rum.

Nur wenige Kilometer weiter sind ist Haus Little Flower.

Ich dachte alles gehört zu haben. Noch Tage werde ich von diesem Besuch träumen. Und mir wird immer bewusster wie gut es uns geht und was für eine Schwerstarbeit hier von den FS geleistet wird. Es sind echte Missionarinnen.

In Little Flower sind ausgesetzte junge Frauen und Mädchen beherbergt.

Die eine junge Frau verlor bei einem Nachbarschaftsstreit ihre beiden Kinder und ihren Mann. Nachdem der Nachbar die Drei erschlagen hatte, weil er Geld von ihnen wollte, was sie natürlich nicht hatten, hackte er der jungen Frau noch den rechten Unterarm ab. Wir gaben Geld für eine ordentliche Prothese.

Die andere Frau wurde als Kind im Wald ausgesetzt und lebte mit den Tieren. Sie isst wie ein Tier, und hat wie ein Tier gelebt. Sich von Erde und Pflanzen ernährt. Lt. CT ist sie 33 und sieht aus wie 10.

Die Dritte wurde an einem Mast an der Straße. gebunden damit sie da verhungert und nicht abhauen kann.

Eine unglaubliche Leistung was die FS hier erbringen.

Die Kinder erahnen noch nicht einmal woher wir kommen. Sie können unsere Hautfarbe nicht fassen uns streicheln uns immer wieder.

Den Kindern kaufen wir unterwegs in einem Discount Überraschungseier . Das kannten die Mädchen bisher gar nicht. Stundenlang sind wir damit beschäftigt ihnen beim Zusammenbau des Innenlebens zu helfen. Sowohl wir als auch sie genießen die gemeinsame Zeit. Es wird geküsst, geknuddelt.

Wir beobachten wie die Ratten in die Kleider und Rucksäcke der Kinder krabbeln. Es gibt keine Schänke.

Ich bitte Sr. Florence darum sich ein Angebot für Schwänke erstellen zu lassen damit wir diese kosten ggf. übernehmen können.

Urlaub ist das diesmal keiner. Wir kommen an unsere Grenzen.

Wir fahren weiter nach Ramadurgam zu Schwester Rashmi. Wieder 24 Kinder inmitten einer fürchterlich schmutzigen Gegend. Es stinkt überall. Die Dorfbewohner verrichten ihre Geschäfte einfach überall. Egal wo. Die Schwestern haben keine Chance dagegen anzukommen. Es sind ausschließlich Hindi und somit noch nicht einmal die Chance durch den Glauben.

Im Gegenteil. Im letzten Jahr haben sie eine Nonne zu tot vergewaltigt. Und die Schwestern geben nicht auf. Sie lassen sich nicht vertreiben.

Wir kaufen hier 10 Nähmaschinen. Wir wollen versuchen an die jungen Mädchen ran zu kommen. Wenn wir hier auch Grihini Center eröffnen, bekommen die Mädchen eine Ausbildung zum Nähen und können sich einmal selbst versorgen. Außerdem können auch hier Schulkleidung und Kleidung für die Kinder in den foster homes selbst genäht werden.

In der Schule wird der Unterricht auf dem Boden abgehalten.

Es geht weiter ins letzte Haus nach Prottadur. Wieder 24 Kinder die uns liebevoll Mama und Papa nennen. Wieder gibt es Überraschungseier und diesmal sogar Eis. Das kannten die Kinder überhaupt nicht. Wieder wird geknuddelt, gekuschelt und geküsst.

Und ich weine beim Abschied. Was haben diese kleinen Lebewesen angestellt, dass sie so benachteiligt aufwachsen müssen. Und wie dankbar sind diese Kinder.

Ganz bestimmt wird es nicht Jahre dauern bis wir sie wieder besuchen.

Und zum Glück gibt es online-banking. Unser lieber Herr Briggmann von der apoBank hilft uns noch am gleichen Tag der Rückkehr nach Bangalore für 98 Kinder jeweils 150 € an die Fatima Schwestern für das Jahr 2023 zu überweisen.

Freitag der 24. Februar verlassen wir am frühen Morgen Bangalore mit dem Flugzeug, um uns 3 Tage in GOA zu erholen.

Mein fast 5 -wöchiger Aufenthalt in Indien soll ein schnelles und trauriges Ende nehmen.

Ich wache Samstag morgen mit einem üblen Virus auf und komme nicht auf die Füße. Ich habe Fieber, schwitze und Schüttelfrost.

Mein indisches Telefon klingelt am Nachmittag und ich nehme nur zögernd ab, da ich mich eigentlich zu schwach zum Telefonieren fühle.

Schwester Maria, die Mutter Oberin, weint. Liebe Alexandra ich muss dir mitteilen, dass drei unserer Fatima Schwestern, 2 Priester und der Fahrer, heute Nacht bei einem Verkehrsunfall auf dem Weg nach Shillong ums Leben kamen. Ein Zementlaster verlor die Kontrolle und überrollte den Bolero unserer Schwestern. Er vergrub die 6 Insassen unter sich.

Der gleiche Bolero,  die gleiche Strecke, welche Meike, Allister und ich am 3. Februar gefahren sind. Die drei Schwestern mit welchen wir eine schöne Zeit zwischen dem 3.-10 Februar verbrachten. Wir haben wunderschöne Bilder und Erinnerungen mit Ihnen.

Seitdem steht Northwest still. Die Schwestern trauern. Ihre Herzen tun weh. Und auch die unseren. Wir werden Sr. Milagrine, Sr. Pramila und Sr. Rossy nie vergessen. Alle drei waren noch jung. Sr. Pramila wurde am 8. Februar erst für immer als Nonne vereidigt.

Ich habe mich leider von meinem Virus nicht erholt und lag 6 Tage komplett. Daher konnte ich das Boarding house in Gujarat und auch  die Altenheime in Goa nicht besuchen.

Wir werden es nachholen. Am 6.März fliegen mein Mann und ich mit einem Virus im Gepäck nach Deutschland zurück und freuen uns schon jetzt auf unsern nächsten Indienbesuch.

Wenn ich alles Revue passieren lasse, habe ich doch viel erreicht.

Dafür möchte ich mich bei Ihnen allen bedanken. Denn nur durch Ihre Spendenbereitschaft kann ich die Kinder in Indien unterstützen.

Auch bei meinem Mann und Meike möchte ich mich bedanken (welche auch beide vom Virus heimgeholt wurden). Es ist nicht selbstverständlich, dass sie ihre Freizeit mit solchen Strapazen erfüllen.

Ein ganz besonderer Dank geht an die Fatima Schwestern in Indien, die diesen Bericht selbstverständlich noch übersetzt bekommen. Ich bewundere ihre Arbeit. Und natürlich an unsere Fahrer, welche uns immer sicher ans Ziel brachten und wirklich gut auf uns aufgepasst haben. Danke an die vielen Kinder, die uns unsere Liebe schenken.

Schon jetzt darf ich Ihnen mitteilen, dass am 20.7.2023 wieder ein Benefizkonzert in der Alten Klosterkirche in Bad Herrenalb stattfindet.

Auch der Polizeikorps Karlsruhe wird wieder ein Konzert für uns geben. Hier steht das Datum jedoch noch  nicht.

Ich hoffe Sie hatten Spaß beim Lesen meines Berichtes und wünsche Ihnen alles Gute

Herzlichst
Ihre

Alexandra Nowack
1.Vorstand Indischer Regenbogen

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