Reisebericht März 2019

Am 9.März 2019 fliegen wir, trotz dicker Erkältung, nach Indien.

Unser erster Stopp ist am 10.03.2019 morgens um 2 Uhr in Mumbai und wir fahren mit dem nächsten prepaid-taxi direkt nach Andheri ins erste Bordinghouse der Fatima-Schwestern. Ein prepaid-taxi ist ein Taxi, welches man an einem Stand mietet und bezahlt. Indem man dem Vermittler mitteilt wohin man möchte, gibt dieser einem ein Ticket und man muss gleich bezahlen. Dadurch kann der Taxifahrer später keinen eigenen Preis machen. Im Prinzip ist es dasselbe, wie wenn man bei uns ein Bus- oder Straßenbahnticket löst.

Hier haben wir genau zwei Stunden Zeit, um uns frisch zu machen, denn um 5 Uhr erwartet uns bereits unser Fahrer, um uns nach Nashik zu bringen.

Nashik liegt im Bundesstaat Maharashtra und wir brauchten für die 180 km ca. 5 Stunden.
In Nashik beherbergen wir nun 25 Mädchen. Die meisten Mädchen heben zumindest ein Elternteil verloren. Der Indische Regenbogen hat in Nashik bereits zehn Kinder mit Pateneltern. Die restlichen 15 Kinder werden von den eingenommenen Spenden finanziert und wir suchen für diese Kinder nun natürlich Paten.

Wir werden von den Kindern herzlichst mit indischen Tänzen und Liedern begrüßt und nehmen mit Ihnen gemeinsam das Mittagessen ein. Danach verteilen wir die von der Durmersheimer Eisdiele La Coppa gespendeten Waffeln. Das haben diese Kinder noch nie erlebt, So eine große Süßigkeit und für jeden ein eigenes Päckchen.
Aber gleich nach dem Mittagessen müssen wir auch gleich wieder mit unserem Fahrer zurück nach Andheri. Die 180 km ziehen sich über unbefestigte Wege, vorbei an Wäldern und Lehmhütten.

Wir haben es so eilig, weil wir nur kurz unsere Rucksäcke umpacken können, da bereits um 22.30 Uhr unser Zug in Dawar Richtung Malvan abfährt. Wir wollen Zeit spranen und nutzen so die Nacht, um uns fortzubewegen. Denn dann haben wir den Tag für die Kinder und Fatima-Schwestern. Und um vom Boardinghouse in Andheri, ein Stadtteil vom Mumbai, an den Bahnhof von Dawar, auch ein Stadtteil von Mumbai, zu kommen, benötigen wir mehr als eine Stunde.

Zur Erinnerung: Mumbai hat 24 Mio Einwohner, ¼ soviel wie ganz Deutschland. Und das sind nur die, die man gezählt hat. Man geht von noch einmal 4 Mio mehr Einwohner in den Slums aus, welche nie gezählt wurden. Denn die letzte Zählung war 2015.

Unser Zug verlässt den Bahnhof pünktlich. Zusammen mit allen Keimen dieser Welt liegen wir in einem Abteil auf einer Holzliege. Fest auf unseren Rucksäcken und Taschen, damit wir diese auch am kommenden Morgen noch haben. Was nicht festgebunden ist, kann leicht mal „abhandenkommen“.

Am nächsten Morgen werden wir pünktlich von Schwester Nympha in einem angemieteten uralten Geländewagen abgeholt und müssen noch einmal zwei Stunden zurücklegen bis wir das Kinderheim in Malvan erreichen. Zwar am Meer, jedoch für uns am Ende der Welt. Nur Bananen, Palmen, Lehmstraßen und Lehmhütten. In diesem Haus leben 52 Halb- bzw. Vollwaisen. 33 Kinder müssen finanziert werden, da das noch vorhandene Elternteil keinen Verdienst hat.

Wir steigen gerädert in der sengenden Hitze aus dem nicht klimatisierten Geländewagen aus und eine Schar von Mädchen rennt auf uns zu als ob sie uns schon ewig kennen würden. Sie umarmen und küssen uns mit einem fröhlichen aunty (Tante) und uncle (Onkel).

Die Mädchen haben gerade gefrühstückt und müssen nun in die Schule.

Wir nutzen die Zeit, denn hier in Malvan möchten wir nicht nur weitere Kinder im boardinghouse aufnehmen, sondern auch arme Fischerfamilien unterstützen. Diese Familien hat es besonders getroffen. Denn auch in Indien hat der Klimawandel zugeschlagen. Es wird immer heißer und die Bauern haben weniger Ernte, da das Wasser fehlt. Es gab zwei Jahrhundertdürren hintereinander. Lt. WHO sind in Indien nun schlimmere Verhältnisse als in Afrika.In dieser Gegend hat der Tsunami von 2008 den Sand aus dem Meer so gehoben, dass neue Inseln entstanden. Einige schlaue Inder ließen nun ein Taucherparadies entstehen, was natürlich keines ist.
Die Mischung macht´s: Die Tourismusbranche entstand, Taucher kamen, machten das Meer kaputt und die Fische verschwanden. Und die Fischer haben kein Einkommen mehr.
Seit zwei Monaten ganz wenig Fische gefangen. Und der Monsun kommt. Weitere 2-3 Monate kein Geld, da die Fischer mit ihren Booten nicht raus können.

Gemeinsam mit dem Priester verteilen wir an 5 Fischerfamilien insgesamt 100 € aus den daheim eingenommenen Kleinspenden.

Diese glücklichen und zufriedenen Gesichter kann man sich nicht vorstellen.
Eine Omi am Straßenrand bittet mich um 2 Rupien (2,5 Cent), ich gebe ihr 200 Rupien. Sie hält meine Hand ganz fest und fragt Schwester Nympha warum ich das täte. Wir beide lächeln nur und den Händedruck dieser Omi werde ich nie vergessen.

Den Abend verbringen wir, zwar todmüde aber überglücklich, mit den Kindern.
Die Mädchen möchten schmusen und geküsst werden. Was wir auch mit vollem Herzen erfüllen.

Bisher hatten wir in diesem Haus 15 Kinder mit Paten. Wenn ich daheim bin, werde ich für weitere 15 Kinder das Geld aus unsren Spenden überweisen. Auch hierfür müssen natürlich für 2020 dann Paten gesucht werden. Aber die Fatima Schwestern schaffen es finanziell nicht allein und müssten die Kinder sonst wieder wegschicken.
Es ist wichtig, dass die Mädchen zur Schule gehen. Noch immer gibt es in Indien minimum 400 000 bekannte Analphabeten.  Die Statistik verschweigt jedoch, dass 2/3 derer, die an der untersten Hierarchie stehen – nämlich Mädchen und Frauen- noch nicht einmal ihren Namen schreiben können. Dabei geht die Armut zurück, wenn die Mädchen wenigstens einen Grundschulabschluss haben.

Mit Angst vor Schlangen und Mungos liegen wir zufrieden am späten Abend in unsere Rucksäcke.

Der nächste Morgen geht mit Fotos machen von den Mädchen, das kennen sie nämlich nicht, und kuscheln schnell vorüber. Dann fahren wir wieder mit dem Geländewagen Richtung Bahnhof, denn wir brauchen auch für die Rückfahrt nach Mumbai mit dem Zug 10 Stunden.
Wieder spät in der Nacht kommen wir in Mumbai an und wissen, dass um 3 Uhr morgens diese kurze Nacht ein Ende hat.

Nach 5 Tagen ohne Strom, ohne Strom kein Handy, ohne fließendes Wasser und schon gar kein warmes Wasser, geht die Reise weiter nach Südindien, Kerala.

Hier wollen wir uns ein paar Tage am Meer ausruhen.

Aber auch hier fällt uns wieder etwas ein, um zu helfen. Eine Fischerfamilie hat drei Kinder. Alle sollen in die Schule gehen. Aber der Vater verdienst nur 10 000 Rupien (130 €) im Monat. Das Schulgeld für die drei Mädchen beträgt in der staatlichen Schule im Monat 3000 Rupien. Also noch 90 € im Monat übrig zum Leben. Damit steht fest, dass mindestens ein Mädchen nicht mehr in die Schule darf. Es ist der Tropfen auf den heißen Stein, wenn wir jetzt wenigstens diese eine Mädchen retten. Aber wo fängt man an? Wir bringen dieser Familie 15 000 Rupien. Das Mädchen kann 1/2 Jahr in die Schule besuchen. Für nächstes Jahr gibt es bestimmt wieder einen Spender, welcher das gerne übernimmt.
Zum Dank bekommen wir Kokosnusswasser und gebackene Teilchen, welche schrecklich schmecken. Für die Familie enorme Ausgaben, um uns ihre Gastfreundschaft zu erweisen. Man muss sich das vorstellen, diese Leute leben unter den Kokosnussbäumen und müssen dennoch die Kokosnüsse kaufen. Die Nüsse, welche wir trinken, fehlen ihnen an Einnahmen und somit zum Leben.

In Kovolam wird gerade ein großer Hafen gebaut. Unsere Hoffnung, dass die Fischer nun bald hier eine Beschäftigung finden, wird im Keim erstickt. Die Regierung versagt. Lässt zu, dass diese Hafenfirmen ihre eigenen Arbeiter aus den Staaten mitbringen in welchen ihre Sitze sind.

Unglaublich, aber wenigstens wird von der indischen Regierung etwas unternommen, um die Wirtschaft in Indien zu verbessern.

Wir konnten in den letzten Jahren, seitdem Modi zum Staatschef Indiens gewählt wurde, zuschauen, wie 100 000de von Kilometern neue Eisenbahnschienen gebaut wurden, für jeden Einwohner Toilettenhäuschen zur Verfügung gestellt wurden damit diese Leute ihre Bedürfnisse nicht mehr auf den Feldern verrichten müssen. Überall im Land, und wirklich überall (denn wir bereisten nun wirklich dieses Land vom letzten Zipfel Süd nach Nord und West nach Ost) werden neue Straßen und Brücken gebaut und auch überall entstehen neue Schulen und Krankenhäuser. Weitverbreitet finden wir Solarstrom und was Plastik zu vermeiden betrifft, sind ist Indien schon weiter als Deutschland.Man sagt, dass sich auch das Bildungswesen verbessert. Das Land mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern (Deutschland hat 82 Mio.) braucht eben Zeit, um sich der restlichen Welt anzunähern. Ganz sicher kennen wir Gebiete von denen die meisten Inder gar nicht wissen, dass es hier noch Indien gibt.

Und genau das erleben wir auf unserer Weiterreise nach North-East-Indien (Nord-Ost).

Umgeben von den Nachbarstatten Nepal, China, Burma, Bangladesch und Burma, ist North-East ein echter Brennpunkt.

Eigentlich haben wir mit JetAirways unseren Flug von Trivandrum nach Guwahati in Assam gebucht. Einige Tage vorher erhalte ich eine kurze aber sehr spannende mail, dass genau dieser Flug über Chennai leider gecancelt wurde. Nicht warum und ob es einen Ersatzflug dafür gibt, neun –einfach gecancelt. Auch das ist Indien. Aus der Zeitung erfuhr ich dann, dass JetAirways ganz einfach pleite ist. Ich buche also neue Flüge mit IndiGo.

Wir kommen also abends um 20 Uhr in Guwahati an und fahren dann noch 2 Sunden mit dem Geländewagen an unsere Anlaufstelle der Fatima Schwestern in Rangia. Herzlichst mit einer Suppe empfangen, packen wir gleich unsere Rucksäcke um.
Am nächsten Morgen geht es um 4.30 Uhr nach Barato nahe zur Grenze von Bangladesch. Hier haben wir ein „Haus“ mit 14 Kindern. „Haus“ deshalb, da es sich hier um eine größere Hütte aus Holzbrettern, mit wenigen Mauern und Wellblechdach handelt. Wir haben gleich bei der Begrüßung unser erstes Erlebnis, denn es kommt in nur wenigen Sekunden – wie aus dem Nichts – ein kleiner Wirbelsturm auf, welcher einen Teil des Wellblechdaches durch die Luft schleuderte. Zum Glück ist niemandem etwas passiert.
In einem Teil dieser Hütte schlafen die Kinder unter diesem unsicheren und auch durchlöcherten Dach auf Holzbrettern, welche auf Eisenstangen aufgebracht wurden.
Ganz beiläufig erfahren wir, dass hier schon hin und wieder Schlangen herumschleichen und es natürlich bei Regen heftig nass wird.
Kurzerhand entschließe ich mich hier das Geld für ein festes und dichtes Dach vom Indischen Regenbogen zu übernehmen. Wir rechnen mit ca. 1.000 €.
Genauso sieht es in der angrenzenden Krankenstation aus. Sobald der Regen kommt, müssen die Medikamente schnell in Sicherheit gebracht werden. Ist es heiß, fühlen sich die Schlangen zwischen den Medikamentenpackungen wohl und sicher.
Die Dorfbewohner versprachen mir, dass wenn der IR das Material stellt, sie sich um den Aufbau kümmern.

Trotz dieser ganzen Armut und Abgeschiedenheit (zur nächsten Stadt Shillong 4 Stunden), ist es hier so sauber und ordentlich wie kaum woanders. Die drei Fatima Schwestern erziehen die Kinder fürsorglich. Diese Kinder waschen ab einem Alter von 4 Jahren ihre Kleider selbst auf dem Stein, kochen miteinander ihr Mittag- und Abendessen. Von 4-5 wird täglich mit den Schwestern zusammen der Gemüsegarten bearbeitet, das Schwein und die Hühner versorgt. Nach dem Gebet am Abend werden die Toiletten geputzt (indische Plumps Toiletten) und sich gewaschen.

Wir bekommen natürlich über dem offenen Feuer das hauseigene Gemüse gekocht und da unsere Heimfahrt auch wieder 6 Stunden über Serpentinen (180 km) dauert, müssen wir uns bald auf den Weg machen.

Diese Kinder (meistens Halbwaisen) haben übrigens schon alle Paten beim Indischen Regenbogen. Sollten wir weitere Paten finden, würden die Schwestern weitere Kinder aufnehmen, denn fast täglich wird einfach ein Kind –wie eine Flasche Wasser- vor dem Zaun abgegeben.

Um 23 Uhr in Rangia angekommen, erwartet uns wieder ein kurzer Schlaf. Denn erneut geht es um 4.30 Uhr pünktlich auf große Fahrt an die nordöstliche Ecke Indiens; Dreiländereck Indien-China-Burma.

Wir brauchen 14 Stunden für diese 560 km. Kurze Rast für einen Tee machen wir zweimal in einem Kloster für Paters. Gegessen wird während der Fahrt. Die Fahrt über die holprigen Straßen ist nicht nur für den Fahrer sehr anstrengend. Wir sehen jedoch immer wieder wilde Elefanten und Nashörner, Wasserbüffel und Affen was die Anstrengungen versüßt.

Die Kinder in Jagun erwarten uns schon sehnlichst. Für sie dauerte es ewig bis wir kommen. Und wieder werden wir mit Gesang und Tanz empfangen.
Wir haben auf der Fahrt entlang der Straßen Wassermelonen, Kartoffeln und Ananas als Gastgeschenke gekauft. Auf dieses Obst müssen die Kindern sonst verzichten. Für diesen „Luxus“ reicht den Fatima Schwestern das Geld nicht. Dafür nehmen wir von den Schwestern in Jagun selbst angebauten Weizen mit zurück nach Rangia. Die Schwestern tauschen alles Güter untereinander aus, so dass es allen Häusern so gut wie möglich geht bzw. man so wenig wie möglich dazu kaufen muss.
In Indien ist es Brauch, dass man einen Gast mit einem landesüblichen Schal empfängt.
Wir haben im Lauf der Jahre nun schon unzählbare nach Deutschland mitgebracht.

Auch hier herrscht große Armut. Wir wundern uns während der Darbietung der Kinder, dass alle hüsteln. In unserem vermoderten und feuchten Raum schließen wir zufrieden und müde unsere Augen. In der Nacht fällt mir das laute Motorrauschen der Trucks auf.

Schon am nächsten Morgen wird das Geheimnis des „Hüstelns“ gelüftet. Ich drehe einen Wasserhahn auf, um mir die Zähne zu putzen. Es kommt jedoch kein Wasser, sondern rote Suppe.
Der Pfarrer, welcher um 6 Uhr die Messe hält, erfahren wir dann, dass das Brunnenwasser durch angrenzende Minen rot verfärbt und stark verunreinigt ist.
Dazu muss man wissen, dass das Brunnenwasser von Hand oder auch mit Motoren in große Behälter auf das Dach gepumpt wird. Man benötigt spezielle Filter, um das Wasser zu reinigen. Natürlich liegt das Interesse der Minenbesitzer bei Null der Bevölkerung Filter anzubieten.
Der Pfarrer hat schon einen kleinen Filter für das Trinkwasser der Kinder von seinem eigenen Geld einbauen lassen. Er selbst hat sich und auch das Wasser im Krankenhaus untersuchen lassen, wo man die starken Verunreinigungen und Keime diagnostizierte.

Wir werden uns nun um die Filteranlage kümmern. Denn diese 18 Kinder sollen keinesfalls krank werden.

Am Vormittag geht die Fahrt an die Grenze von Burma wo wir ein weiteres Haus der Fatima Schwestern besuchen wollten. Ordnungsgemäß gaben wir die Kopien unsere Pässe und Visas bei der Militärpolizei ab und fuhren weiter. In einem Haus der Patres nahmen wir kurz einen Chai (Tee) zu uns und plötzlich tauchte ein Militärpolizist auf und bat und nicht gerade freundlich alles liegen uns stehen zu lassen und ihm zu folgen.
Der junge Militärpolizeibeamte hatte vergessen uns einen Einreiseschein auszustellen und da wir diese permits nicht hatten, schlug die indische Bürokratie umgehend zu. Da wir keine Papiere, aufgrund des Fehlers des jungen Beamten hatten ( und dies wusste der ältere Kollege), werden wir kurzerhand verhaftet. Nun wurden wir an einem kleinen Militärstützpunkt über längere Zeit festgehalten bis sich die Sache geklärt hatte.

Man entschuldigte sich zwar vielmals über diesen Vorfall bei uns aber unsere Fahrt zu dem Haus der Schwestern konnte nicht fortgesetzt werden. Es ist einem schon sehr mulmig, wenn man nicht weiß wie es weitergeht in einem Landstrich, dessen Sprache man nicht spricht und versteht.

Wir erfuhren später, dass durch die Wahlen, welche gerade in Indien stattfinden, das Militär sehr sensibel ist und das Volk vor Korruption schützen möchte. In uns Ausländern – und das seit Jahren die Ersten- witterte man natürlich Gefahr.

In 6 Tagen North-East sahen wir nicht einen Europäer (weder auf dem Internationalen Flughafen noch im Flugzeug), hatten seltenst Strom und Telefon, nie Internet, nie warmes Wasser und auch selten fließendes Wasser. Wir waren komplett von der Außenwelt abgeschlossen.

Unsere 18 Kinder in Jagun haben bereits Pateneltern und wir besuchten sogar von einem Patenkind das Heimatdorf. Hier leben die Menschen in Bambushäusern auf Stelzen, um sich vor wilden Tieren zu schützen. Dies mitten in einer Dschungellichtung an einem Bach. Strom und fließendes Wasser gibt es auf keinen Fall, geschlafen wird auf Matten auf dem Bambusboden. Die Menschen hier können weder schreiben noch lesen und darum ist es um so wichtiger, dass wir die Kinder von hier bei den Fatima Schwestern aufnehmen können. Hier haben sie eine sichere Zukunft und werden einmal für sich selbst sorgen können.

Unsere Kinder sind traurig, dass wir nach dem Mittagessen unsere Fahrt bei strömenden Regen über die unsicheren Pisten antreten müssen.  Über 14 Stunden brauchen wir mit unserem uralten Geländewagen. Wir werden noch einige Male von bewaffneten Polizeiposten kontrolliert und nach Schmuggelgut aus Burma oder China untersucht, was uns jedoch nach unserem Erlebnis mit der Militärpolizei nicht mehr sonderlich beängstigt.

Wir erreichen Rangia am nächsten Morgen um 9 Uhr, kaufen noch kurz ein gebrauchtes Fahrrad für eine Krankenschwester im Haus der Fatima Schwestern, so dass diese leichter ihre „Hausbesuche oder besser gesagt Hüttenbesuche “ in der Hitze durchführen kann.

In Baganpara verlieren drei Kinder ihre Eltern bei einem Unfall. Die Zwei-,Vier- und Fünfjährigen Kinder leben nun bei der 67-jährigen verwitweten Oma. Alle vier leben in einer Hütte aus Kuhdung und haben natürlich kein Geld zum Überleben. Die Oma geht nun, wenn möglich einer daily-work (das heißt sie steht morgens an den Straßenrand und wartet bis jemand vorbeifährt um ihr für diesen Tag einen Job zu geben) nach und die Kinder sammeln auf den Müllbergen  in den Abfällen Essensreste

Unsere Aufgabe wird es nun sein zu überlegen wie wir diesen Kindern helfen können. Es stellt sich die Frage ob wir dieser Familie den Erlös des Benefizkonzertes am 25. Mai 2019 in der St. Dionysius Kirche in Durmersheim zur Verfügung stellen. Die Idee wäre den Betrag auf einem Konto anzulegen, welches die Fatima Schwestern verwalten und nach und nach der Familie geben. Die Kinder könnten zur Schule gehen und somit wäre auch deren Zukunft gesichert.

Danach müssen wir nun endgültig und Rucksäcke für die Heimreise packen.
Sehr anstrengende aber sehr erfüllte Wochen in Indien gehen zur Neige.

Wir werden von unserem super guten und netten Fahrer Pullman wieder an den Flughafen nach Guwahati gefahren und unser Flug geht über Delhi nach Frankfurt zurück. Mit fünfstündiger Verspätung, der Luftraum über Pakistan ist zur Zeit für alle Airlines total gesperrt, landen wir sicher in Deutschland. Unsere Rückreise von North-East-Indien nach Durmersheim dauerte 51 Stunden.

Wir werden noch lange an dieser Reise zehren und hoffen Ihnen viele Gedanken mit auf den Weg gegeben zu haben.

Bitte sind Sie auch beim Benefizkonzert im Mai und Juli unsere Gäste. Sicherlich werden Sie verstehen, dass bei soviel Armut der Erlös vom Indischen Regenbogen e.V. gut gebraucht und noch besser verwendet werden kann.

Wir vertrauen auf alle, die wissen, dass Kinder eine Chance verdient haben.

Herzlichst und Namaste

Ihre Alexandra und Christian Nowack